Bildung und Fernsehen in Lateinamerika: Beispiel der Telenovela

Zu Gast bei uns Prof. Dr. Joachim Michael von der Uni Bielefeld
Zusammen wollen wir folgende Fragen angehen:

Kann Fernsehen bilden?
Die Frage spitzt sich zu, wenn sie auf das Genre der Telenovela bezogen wird, die sich als kommerzielles Format und als scheinbar unendlich recycelte Formel darstellt. Inwieweit also kann die Telenovela qualifizierende Kenntnisse und Kompetenzen vermitteln?

In Bezug auf die brasilianischen Telenovelas soll untersucht werden, inwieweit das Genre den Zuschauern Inhalte vermittelt, die nicht vollständig im Unterhaltungsformat des seriellen Melodramas aufgehen. Zu denken wäre in erster Linie an Themen aus Gegenwart und Vergangenheit des Landes, die nicht selten den Wissenshorizont erweitern und gesellschaftliche Debatten anstoßen oder verstärken sollen.

Darüber hinaus gilt es jedoch, den grundsätzlichen Bezug der Gattung zur Bildung zu diskutieren. Vor diesem Hintergrund ist das Paradox der audiovisuellen Alphabetisierung zu erörtern. Gemeint ist, dass zwar die Alphabetisierungsrate in den meisten lateinamerikanischen Ländern sehr hoch (über 90%) ist, aber trotzdem wenig gelesen wird, und dass in die Lücke, die die Abwesenheit des Buches schlägt, das Fernsehen springt.

Dieses Verhältnis zwischen Buch und Fernsehen wollen wir am Beispiel der Telenovela zu diskutieren. Dabei wird es auch um die Frage gehen, ob und inwieweit die Telenovelaschau in einer dominant audiovisuellen Kultur nicht auch an sich Kenntnisse und Kompetenzen generiert, die im weiteren Sinne als Bildung angesehen werden könnten oder müssten.

…eine Veranstaltung der Vortragsreihe „Bildung in Lateinamerika“ des solidaridad e.V. in Kooperation mit Bildung inklusive