Wer bildet wen? Bildungsprojekte und indigene Kämpfe in Ecuador

Unser letzter Vortrag in diesem Semester – Vortrag und Gespräch mit Emilia Portaluppi von der MLU Halle Wittenberg:

„Wer bildet wen? Bildungsprojekte und indigene Kämpfe in Ecuador“

Für den Kampf der indigenen Bevölkerung Ecuadors war die Schaffung eines eigenen alternativen Bildungssystems ein großer Erfolg. Im ganzen Land besuchen derzeit über 130.000 SchülerInnen aus acht verschiedenen einheimischen Sprachgruppen diesbezügliche Institutionen. Gegenüber staatlichen Versuchen kultureller Homogenisierung und bildungspolitischer Ausgrenzung indigener Bevölkerungsgruppen wurde hier ein Korrektiv geschaffen. Bilinguale interkulturelle Bildung war und ist ein Mittel dieses politischen Kampfes. Ein Kampf gegen eine weiterhin andauernde Hispanisierung, chronische Unterfinanzierung und die ökonomisch prekäre Lage großer Teile der indigenen Bevölkerung Ecuadors.
Der Vortrag spannt einen Bogen von den ersten Ideenexperimenten der Bewegung in den 1940er Jahren über deren Institutionalisierung in den 1990er Jahren und die schwierigen Auseinandersetzungen um die Autonomie der Bildungseinrichtungen in jüngster Zeit.

Wir freuen uns über alte und neue Gesichter und auf eine spannende Diskussion mit Euch!

Eine Veranstaltung der Vortragsreihe “Bildung in Lateinamerika” in Kooperation mit Bildung inklusive e.V. – Verein zur Förderung der Bildungsvielfalt

Bildung und Fernsehen in Lateinamerika: Beispiel der Telenovela

Zu Gast bei uns Prof. Dr. Joachim Michael von der Uni Bielefeld
Zusammen wollen wir folgende Fragen angehen:

Kann Fernsehen bilden?
Die Frage spitzt sich zu, wenn sie auf das Genre der Telenovela bezogen wird, die sich als kommerzielles Format und als scheinbar unendlich recycelte Formel darstellt. Inwieweit also kann die Telenovela qualifizierende Kenntnisse und Kompetenzen vermitteln?

In Bezug auf die brasilianischen Telenovelas soll untersucht werden, inwieweit das Genre den Zuschauern Inhalte vermittelt, die nicht vollständig im Unterhaltungsformat des seriellen Melodramas aufgehen. Zu denken wäre in erster Linie an Themen aus Gegenwart und Vergangenheit des Landes, die nicht selten den Wissenshorizont erweitern und gesellschaftliche Debatten anstoßen oder verstärken sollen.

Darüber hinaus gilt es jedoch, den grundsätzlichen Bezug der Gattung zur Bildung zu diskutieren. Vor diesem Hintergrund ist das Paradox der audiovisuellen Alphabetisierung zu erörtern. Gemeint ist, dass zwar die Alphabetisierungsrate in den meisten lateinamerikanischen Ländern sehr hoch (über 90%) ist, aber trotzdem wenig gelesen wird, und dass in die Lücke, die die Abwesenheit des Buches schlägt, das Fernsehen springt.

Dieses Verhältnis zwischen Buch und Fernsehen wollen wir am Beispiel der Telenovela zu diskutieren. Dabei wird es auch um die Frage gehen, ob und inwieweit die Telenovelaschau in einer dominant audiovisuellen Kultur nicht auch an sich Kenntnisse und Kompetenzen generiert, die im weiteren Sinne als Bildung angesehen werden könnten oder müssten.

…eine Veranstaltung der Vortragsreihe „Bildung in Lateinamerika“ des solidaridad e.V. in Kooperation mit Bildung inklusive